Vor mir liegt ein Ikea-Buch auf dem Tisch. Nein: Das Ikea-Buch, eben „Ikea the book“, wie man das heutzutage so im Saccatostil eine Blockbusters und in aller Bescheidenheit titelt. Das Werk stammt aus Schweden (der Autor heißt mit Vornamen Staffan), ist in englischer Sprache verfasst und nahezu 450 Seiten stark. Sie enthalten jede Menge Informationen direkt von der nordischen Quelle. Die Preise in Kronen sind allerdings dann doch etwas irritierend hoch. Der Clou: Es werden etwa 200 Designer vorgestellt. Wer hätte das gedacht? Weiterlesen
Sitzkubus
Deutschland 1920. Als der Bildhauer und Wandervogel Josef Hartwig 1921 durch Thüringen tippelte, kam er mehr oder weniger zufällig auch am Weimarer Bauhaus vorbei und der Direktor Walter Gropius bat den langhaarigen Kunsthandwerker (der dann später angestellt wurde) in sein Büro. Da war der Tippelbruder, immerhin schon Anfang 40, ziemlich beeindruckt von dem einen gelben Sessel, in dem Gropius saß. Weiterlesen
Zeichen der Anarchie
Großbritannien 1976. Er hat nur etwa sechs Zentimeter Durchmesser, sticht aber durch das rötliche Lila auf giftigem Eitergelb sofort ins Auge. Der Badge mit dem Schriftzug Sex Pistols, den der britische Grafiker Jamie Reid Ende der siebziger Jahre für die Rockgruppe gleichen Namens schuf, ist eine Reliquie des Punk. Die Revolte der Schmuddelkinder machte den Badge zum Kult- und Designobjekt. Weiterlesen
Die Kunst des Plagiats II
Vor zehn Jahren ging in München der „Partybär“-Prozeß zu Ende, ein Verfahren, bei dem ein stattliches Aufgebot von Zeugen sich eine streckenweise durchaus TV-reife Schlammschlacht lieferte. Grund der juristischen Reality-Komödie: Ende der neunziger Jahre entwickelten sich die Leuchten in Bärenform zu einer Art Tamagotchi des Wohndesigns. Zeitweise wurden pro Monat über 300 000 „Partybären“ abgesetzt. Aber nicht alle waren echt. Gleich eine ganze Reihe von Firmen hatte den Bestseller kopiert. Eine wurde daraufhin vom Originalhersteller verklagt. Obwohl der Tatbestand eindeutig zu sein schien, war der Ausgang des Verfahrens jedoch keineswegs sicher. Am Ende gab es keinen Sieger. Plagiatoren zahlten entgangene Lizenzen nach. Der Leuchtbärenmarkt war tot. Weiterlesen
Die Kunst des Plagiats I
Die Fraktionsräume im Berliner Reichstag sind mit dem »Freischwinger« von Mart Stam ausgestattet, einer Möbelinnovation der zwanziger Jahre. Designklassiker aus dieser Zeit sind längst prestigeträchtige Statussymbole mit geradezu staatstragenden Qualitäten. So orderte das Bundespräsidialamt Sitzmöbel von Ludwig Mies van der Rohe, einem der bekanntesten deutschen Designer der Bauhaus-Ära. Dass sich auch die Gäste bei ARD-Talkshow am Sonntagabend auf Stühlen von Mies räkelten, passte da nur ins Bild. Der Fauxpax: Die illustren Gesprächspartner saßen auf unautorisierten Nachbauten. Weiterlesen