Bauhaus und Ju

moderner als das bauhaus: junkers-halle in leichtbauweise

Auch im 91. Jahr nach der Bauhaus-Gründung und der letztjährigen Flut der Veröffentlichungen kann das Thema (ge)wichtig sein.  Beispiel: Das Buch Junkers, das Bauhaus und die Moderne, erschienen in der Anhalt Edition Dessau, wiegt anderthalb Kilo. Verfasst wurde es von Helmut Erfurth, ehemals Leiter des Dessauer Stadtmuseums, Spezialist für die DDR-Luftfahrt und offensichtlich auch  ein profunder Kenner der Industriegeschichte im allgemeinen wie der Junkerswerke im besonderen. Unter anderem widmet er sich hier detailliert der Entstehung der Stahlrohrmöbel im Kontext der Junkerswerke.

Jeder kennt die „alte Ju“, aber kaum jemand weiß, wie eng Bauhaus und Junkerswerke zusammenhingen und dass letztere teilweise moderner waren, zum Beispiel in ihren industriellen Leichtbautechniken. Erfurth dokumentiert facettenreich die ebenso entscheidende wie unterschätzte Rolle des Unternehmererfinders Hugo Junkers in jener Phase des Bauhauses, die im öffentlichen Gedächtnis haften blieb, und untermauert sie mit einer Fülle von Text- und Bildbelegen. Und genau hier liegt leider auch die Schwäche des Werkes. Man hätte dem Autor einen disziplinierten Lektor gewünscht, der die Argumentation bändigt und das Wichtige vom Unwichtigen trennt, auch in der überbordenden Illustrierung, die jedes systematische Raster vermissen läst. Leider gehört diese Neuerscheinung damit zu jener Kategorie von Bauhaus-Büchern, deren Form dem Inhalt nicht gerecht wird. Denn die Bauhäusler waren ja ambitionierte Büchermacher, die auch auf diesem Gebiet Verzicht und Strenge praktizierten. Dieser Anspruch, der ja einen Zweck verfolgt, nämlich den der Orientierung und Konzentration, wird hier nicht eingelöst. Nichtsdestotrotz ist es eine reiche Quelle für Spezialisten und interessierte Laien .. bp

Helmut Erfurth: Junkers, das Bauhaus und die Moderne, Dessau 2010, 264 Seiten, 49,80 Euro