Deutscher Professor entdeckt Designwert!

 

Die Zec'sche Designwertformel

Heureka! Gerade lag im Emailbriefkasten ein Schreiben, dessen Bedeutung durch sechs sorgfältig editierte Anhänge deutlich unterstrichen wird. Absender ist das  für seine Vielseitigkeit bekannte Designzentrum Nordrhein-Westfalen. Der Urheber dieser geballten Information ist kein Geringerer als der Leiter des Zentrums selber, Professor Dr. Peter Zec. Dem Unermüdlichen, der seit letztem Jahr neben allem anderen auch noch die Leitung des „red dot institute for advanced design studies“ inne hat (das, um etwaige Irrtümer auszuschließen, ebenfalls in der ehemaligen Stahlmetropole und aktuellen Eurokulturhauptstadt Essen beheimatet ist), trauen viele einiges zu. Und nun dieser erneute Coup. Das Designei des Kolumbus: der „Designwert“!

Dieser vielgerühmte Mann hat sich offenbar auch auf seinem allerneuesten Wirkungsfeld, der „zukunftsweisenden Designforschung“, einiges vorgenommen.  Stellt er uns überraschtem Publikum doch schon nach kürzester Zeit erste zukunftsweisende Ergebnisse seiner Designforschungen vor. Es gehe um „die Innovationsstärke eines Unternehmens, die Qualitätsleistung und der Kundennutzen“, verrät Professor Dr. Zec in einem dem Schreiben beigefügten „Interview“. Damit aber nicht genug. „All diese Werte“, klärt uns  Professor Dr. Zec auf, „spiegeln sich im Design eines Produktes und in der Kommunikation des Unternehmens wider – oder auch nicht.“ Wer hätte das gedacht?

Wie kommt Professor Dr. Zec zu seinen bahnbrechenden und zukunftsweisenden Forschungsresultaten? Durch die „bahnbrechende Methode zur Berechnung des Designwertes von Unternehmen“. Und diese Methode hat er natürlich selbst „entwickelt“. Bei dieser Grundlagenforschung, erläutert Professor Dr. Zec weiter, geht er sinnigerweise von der von ihm selber seit vielen Jahren praktizierten Methode der Designpreisvergabe aus. Das kann sich der Designwertlaie also ungefähr so vorstellen: Wer viele „red dots“ bekommen hat, muss auch viel „Designwert“ haben. Hokuspokus fidibus. Ich schlage vor, Herrn Professor Dr. Zec, einem unbestrittenen Experten im virtuosen Vermischen von Wissenschafts-, Wirtschafts- und Designfragen, zum Ehrendoktor in Tautologie zu ernennen. Vielleicht bietet sich hierfür auch eine ganz neue „red dot“-Preissparte an. Die könnte sich Professor Dr. Zec dann gleich als erster selbst verleihen.

Aus seiner reichen Erfahrung ist nun, wie Professor Dr. Zec selbst sagt, „eine vollkommen neue Perspektive für die Betrachtung von Design und Wirtschaft“ herausgekommen. So ähnlich wie einst Karl Marx in seinem Kapital den Mehrwert als zentrales Movens des kapitalistischen Wirtschaftens analysierte, löst Professor Dr. Zec mit seiner neuen Wortschöpfung ganz nonchalant eine der ebenso zentralen wie bisher ungelösten Fragen „von Design und Wirtschaft“. Er hat dafür auch gleich eine Formel gefunden, die dem unbedarften Designwertlaien allerdings erklärt werden muss. Man sieht, die Sache nimmt bereits Einstein’sche Dimensionen an.

Dabei behält Vordenker Professor Dr. Zec seine erstaunlichen Erkenntnisse nicht etwa für sich. Nein, er macht sie der Fachwelt „in Design und Wirtschaft“ unverzüglich zugänglich, und zwar auf mehrfachem Wege: In Emailrundschreiben, in einem Buch, das folgerichtig „Der Designwert“ heißt (mit Koautor Burkhard Jacob) sowie in einer Vortragstournee durch vorerst vier ausgewählte, namhafte deutsche Großstädte. Das nennt man Marketing.

Soviel darf hier verraten werden. Was mancher hinter vorgehaltener Hand schon lange vermutet hat, scheint sich nun endgültig zu bewahrheiten. Professor Dr. Zec verfügt wohl tatsächlich über eine Geheimformel, wie man aus dem Nichts Geld macht. Jedem, der daran brennend interessiert ist (und ich gebe zu, dass ich dazugehöre),  sei deshalb dringend empfohlen, genau darauf zu achten, was dieser ideenreiche Mann demnächst noch so alles von sich gibt. Derweil scheint der globale Forschungswettlauf um den „Designwert“ schon im vollem Gange zu sein. formweh bleibt an dieser heißen Sache dran. Und stellt schon mal eine schwierige Frage: Wieso nennt der Totengräber des „Roten Punktes“ und Erfinder des „red dot design awards“ seine neue Erfindung eigentlich nicht design value? .. bp

Burkhard Jacob und Peter Zec: Der Designwert. Eine neue Strategie der Unternehmensführung, Avedition, Ludwigsburg 2010, 160 Seiten, 25,90 Euro

Weitere, teilweise ergreifende Erkenntnisse zu diesem spannenden Themenkomplex werden demnächst  in einem brandneuen Buch veröffentlicht. Titel: Und kann man darauf auch sitzen? Wie Design funktioniert (250 Seiten, etwa 50 Abbildungen). Das Werk erscheint voraussichtlich in diesem (oder im nächsten) Monat im Dumont- Buchverlag und kostet nicht mal 15 Euro.

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5 Antworten zu Deutscher Professor entdeckt Designwert!

  1. Markus sagt:

    Ich bin verwirrt und vermute, dass es sich hier nur um eine weitere geniale Figurenerfindung von Hape Kerkeling handeln kann. Oder meint der Mann das wirklich ernst? Sonderlich viel Ahnung von Formeln scheint er ja nicht zu haben, sonst wäre ihm aufgefallen, dass seine eckige Klammer völlig sinnlos ist.

  2. Werner Frink sagt:

    Ich wäre wegen Mathe fast durchs Abitur gefallen, aber über Zecs eckige Klammern bin sogar ich gestolpert (Ort: apple-Ausstellung des HH Museum für Kunst und Gewerbe).

  3. Hauke sagt:

    Aufschlussreiche Informationen! Ich werde mich damit mal intensiver beschäftigen! Warte auf neue Beitraege!

  4. Fredrik sagt:

    Gut, dass hier regelmaessig soviel Zeit vor dem Computer verbracht wird.

  5. formweh sagt:

    danke, ich sammle Fleißkärtchen.

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