Die Ausstellung bildweh, die am am 20. dieses Monats am Donnerstagabend ab 19 Uhr in der Gallerie des Kult41 eröffnet wird, hat zwei Abteilungen, eine kleinere und eine größere. Im kleineren Raum sind frühe Arbeiten von mir zu sehen, darunter Bleistiftzeichnungen. Also alle schwarzweiß. Solche fotografisch wirkenden Motive waren einmal meine künstlerische Hauptbeschäftigung. Ich weiß nicht mehr, wann ich damit angefangen habe. Nur noch, dass ich irgendwann nicht mehr aufhören konnte und alle anderen Tätigkeiten völlig vernachlässigt habe.
In der Ausstellung sind an der ersten Wand eine handvoll dieser Bleistiftzeichnungen zu sehen. Arbeiten aus dem letzten Jahrhundert. Eine davon heißt: Ich hab auch mal am Band gestanden. Die Vorlage war ein winziges Foto aus dem Stern, vielleicht gerade mal 5 Zentimeter hoch. Die Bildunterschrift wurde zum Titel. Manager und Malocher. Prototypen, Stereotype. Wobei mich am Bild das blütenweiße Oberhemd des Chefs mit seinen Falten besonders gereizt hat. Faltenwurf war immer so eine Chiffre für große Kunst, wo man im Museum staunend davorstand. Und das strahlend weiße Oberhemd mit Schlips ist eine Uniform, die ich bis heute ziemlich merkwürdig finde. Damals habe ich mir viele Bleistifte mit verschiedenen Härtegraden gekauft. Für das tiefe Schwarz nimmt man zum Beispiel die weichen. Ich war auch ein absoluter Fan des italienischen Neorealismus (und bin es heute noch). Filme wie Fahrraddiebe von de Sica, La Strada von Fellini undsoweiter. Wunderschöne, meist tieftraurige Geschichten und intensive, dramatische Bilder in Schwarzweiß. bildweh pur.
Die Motive der Schwarzweiß-Zeichnungen stammen oft aus der Popkultur, der deutschen Geschichte. Aber auch Frauenporträts und Dramen des Alltags sind darunter. Sie sind mir zugflogen. Ich habe immer sofort gewusst, was ein Motiv ist. Manchmal waren es Zeitungsmotive, manchmal eigene Fotos. Da war dann einfach der Zwang, sie zu zeichnen. Es kam mir schon damals besonders auf die Intensität des Bildes an, in der die Dramatik unseres Lebens aufblitzt. Das ist wohl das bildweh, an dem ich leide. Ich habe sie dann vergrößert, in der Regel stark vereinfacht und die Kontraste hervorgehoben. Das ist Feinarbeit und dauert lange. Weshalb ich diese Art des Zeichnens heute kaum noch betreiben kann.
Vernissage: Donnerstag, 20. 11. um 19 Uhr | Finissage: 14. 12. um 16 Uhr
An beiden Tagen spielt die Band Jimi Heinrich Orchestra. Dazu werden Fotos von mir auf die Bühne projiziert und zu Collagen überblendet.
Der Eintritt ist frei.