Sticker für die Stadt der Städte

 

Smarte Stadtmarke

USA 1972. Kann Werbung besser funktionieren? Als das New York State Department of Commerce Anfang der Siebzigerjahre auf die Idee kam, den Tourismus anzukurbeln, trugen bald Millionen von Menschen ihre Liebeserklärung an die Stadt demonstrativ spazieren, sei es auf T-Shirts, Plastiktüten oder als Sticker auf der Stoßstange.Den Erfolg brachten drei Buchstaben mit Herz: „I love NY“. Die piktografische Hommage des Grafikers Milton Glaser an seine Geburtsstadt war ein Geniestreich, und das in mehrfacher Hinsicht.Glaser, ein Spezialist für Poster, Typografie und Zeitschriften-Layout, dessen Stil durch die Doppelbödigkeit des Surrealismus und der Popart geprägt ist, wurde nicht nur seinem Credo – “ Grafik ist Information, die den Betrachter aktiviert“ – vollauf gerecht. Er übertrug auch neueste Technik aus der Welt der Markenzeichen auf sein bahnbrechendes Stadtlogo.

Der Image- und Schriftenerfinder Glaser nutzte dabei geschickt die Vielschichtigkeit der Zeichen und schuf ein Musterbeispiel für das kreative Verwirrspiel mit Bedeutung und Anschaung. Er versinnbildlichte die Aussage, indem er Sprache durch ein Bildsymbol ersetzte. Zusätzlich verdichtete er den Entwurf durch die Verwendung einer Abkürzung. Der Betrachter wird so gezwungen, das Gesehene selbst innerlich zu übersetzen. Formal wird das Kürzel durch die oberen Serifen zusammengehalten, die fast eine Linie bilden. Allein die Tatsache, dass der Entwurf das wahrscheinlich meistkopierte Logo der Welt ist, zeigt, wie gut es funktionierte. Auch simpler gestrickte Adaptionen, wie etwan der rheinisch-smarte Bonner Kussmund, gehen auf Glasers Inspiration zurück. Schließlich löste die New York-Kampagne eine wahre Aufkleber-Welle aus. Endlich konnten Autobesitzer aller Coleur ihren Zeitgenossen die ungefragte Meinung geigen. Statements auf Plastikschildchen wie “Atomkraft, nein danke” fanden so ernorme Verbreitung, auch wenn sie auf Witz und Tiefgang des Originals verzichteten.

link: wikipedia

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