Deutschland 1996. Der Name, der auch eine technische oder rein formale Bezeichnung sein könnte (im Deutschen ist es der Laut für den Buchstaben K), soll auf einen altägyptischen Mythos zurückgehen, bei dem es um den Körper geht, der die Seele beherbergt, und von der wir nichts Genaues wissen. Gerade diese Unklarheit, einhergehend mit der prägnanten Kürze, prädestinierte diesen Namen jedoch für den ihm zugedachten Zweck, einen Bruch zu markieren.
Das charmante City-Auto signalisierte den Beginn von etwas Neuem, von dem niemand weiß, was daraus werden wird. Auf dem ureigenen Feld der Kleinstwagen demonstrierte Ford das, was als neue Designsprache konzipiert war: »New Edge«, eine abgezirktelte Ästhetik, die sich durch überschneidende Bögen und daraus resultierende spitze Winkel auszeichnet und die, wie alles gewöhnliche, aufgeregte Kontroversen hervorrief. Mit der Generalvollmacht von Jack Telnack, Fords Designchef in Detroit, ging Claude Lobo ans Werk, ein gebürtiger Pariser, der seit den 60er-Jahren für die deutsche Ford-Filiale in Köln tätig war. In über drei Jahrzehnten hatte der Wahldeutsche so unterschiedliche Modelle wie den Capri, das europäische Pendant zum Mustang, und den Golf-Rivalen Focus entworfen. Lobo verließ das Unternehmen, noch längst nicht im pensionsreifen Alter, drei Jahre nach dem spektakulären Auftritt des Ka. Der Kleine mit dem frechen Zuschnitt brachte die Marke, deren Image in Europa unter Vulgärdesign und Qualitätsproblemen litt, wieder ins Gespräch. Eine Vielzahl von Sondermodellen erhöhte den Spaßfaktor.
Die lustige kugelige Form erinnerte an Ahnen wie die BMW Isetta und den Fiat 500, sowie an Zeitgenossen wie den Smart und den Renault Twingo. Seine grafische Oberfläche, die die Karosserie überzieht und ein Muster entstehen lässt, dem sich die traditionellen Karosserie-Elemente unterordnen, läuft Sehgewohnheiten zuwider. Das wird als angenehm oder manchmal als irritierend wahrgenommen. 1995 hatte Ford auf der North American international Auto Show in Detroit den Supersportwagen GT 90 gezeigt, den ersten Prototyp nach »New-Edge«-Schema. Modelle wie Mondeo, Puma, Cougar, Galaxy und Focus nahmen das Idiom auf, das sich bei Ford zwar nicht durchsetzte, als collagenhafte Gestaltungsvariante aber bis heute deutliche Spuren im internationalen Autodesign hinterlässt. Bernd Polster
Der Text und die Abbildung (© Ford AG) entstammt dem gerade erschiedenen Buch: Autodesign International