Jüngst flatterte mir eine Mitteilung auf die Festplatte, dieses Jahr werde der „James Dyson Award“ von der James Dyson Foundation verliehen, eine Initiative des gleichnamigen englischen Entrepreneurs und Erfinders des beutellosen Staubsaugers. Noch ein Designpreis. Was verspricht sich ein Unternehmen davon, sich in die schier unendliche Schlange solcher Auszeichnungsmaschinerien einzureihen? Neue Kontakte zu Designern? Öffentliche Aufmerksamkeit? Macht? Aufklärung? Kaum ein anderes Metier verfügt über eine solche Vielzahl von Medaillen und Trophäen, darunter so merkwürdige Blüten wie der „Lucky Strike Designer Award“ oder der inzwischen wieder deaktivierte „Designpreis der Commerzbank Köln“. Selbst die Kunst und das Militär werden angesichts derart vieler dekorierter Designerbrüste blass vor Neid.
Man könnte fast glauben, beim Produktdesign handele es sich um eine Sportart. Woher kommt der Drang dieser Branche, Seinesgleichen so ausschweifig und permanent mit wohlklingenden Titeln und Preisgeldern zu überhäufen? Gewöhnlich gut unterrichtete Kreise behaupten, es mache einfach Spaß, gute Noten zu verteilen, sich mit immer denselben guten Freunden alljährlich gut dotiert zu treffen und dabei natürlich gut zu essen und gut zu trinken. Andere verweisen darauf, dass man solche Preise gewöhnlich kaufen könne. Das sind natürlich Verleumdungen. Denn im Design geht es ja um die Verbesserung der Welt. Aber wer kam eigentlich auf die Idee, den Gestaltern von Gebrauchsdingen einen Lorbeerkranz zu flechten? Zu den frühesten dieser inszenierten Auszeichnungen gehört der italienische Compasso d´Oro (Goldener Zirkel), erfunden vom göttlichen Gio Ponti und zuerst vorrangig an skandinavische Künstler vergeben – die darauf zu Hauf nach Venedig reisen mussten und ihre Geheimnisse preisgaben (die Geburtsstunde des italienischen Designs). Die meisten und die ältesten dieser Prämierungen kommen aber aus Deutschland mit seiner unschlagbar effektiven Bürokratie. Sie werden seit den 50er oder 60er Jahren verliehen, darunter der „Designpreis der Bundesrepublik Deutschland“ (früher „Bundespreis gute Form“) des Rates für Formgebung, der „IF Product Design Award“ (früher „Preis für gute Industrieform“) der Hannover-Messe, der „Braun Designprize“ des gleichnamigen Unternehmens (früher „Braun-Preis“) und der „Red Dot“ (früher „Roter Punkt“) des nordrhein-westfälischen Designzentrums .. bp