Füße auf Rädern

Rollschuheskapaden von Mike & Mike (National Museum of Rollerskating)

USA 1994. Das National Museum of Roller Skating in Lincoln, Nebraska, weiß viele Geburtstage.  Es beherbergt die weltweit größte Sammlung an Rollschuhen aller Art, die ältesten von 1819. Als 1994 die Inlinekaters, noch nach dem Hersteller „Rollerblades“ benannt, endgültig zur Mode wurden und Enthusiasten in Rudeln über Manhattans welligen Asphalt flitzten, sah das nicht nur verwegen aus. An einem einzigen Wochenende gab es damals drei Tote. Ein tragischer Umstand, der dem Draufgänger-Image des neuen Sports eher zuträglich gewesen sein dürfte.

Inlineskaters mit ihren gereihten Rädern sind die Weiterentwicklung der Rollschuhe, ebenfalls eine amerikanische Erfindung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die nach 1945 den Rest der Welt eroberte, wobei das Rollschufahren noch weitgehend eine Sache der Kinder war. Die rollenden Untersätze erlebten in den frohgemuten Achtzigerjahren, technisch weiterentwickelt, ein kräftiges Revival, nun als Erwachsenensport mit Drall zum Lifestyle. Die Räder unter den Füßen, die Menschen zu Automobilen machen, gehören zu den erfolgreichsten jener zahlreichen in den USA kreierten neuen Sportgeräte, die zugleich die Umsätze und die Freiheitsgefühle steigern.

Historisches Rollgerät (National Museum of Rollerskating)

Anfang der Achtzigerjahre, so wird erzählt, hatten die Brüder Scott und Brennan Olson aus Minnesota nach einer Möglichkeit gesucht, auch im Sommer Eishockey zu spielen. Schließlich kopierten sie einfach die Schlittschuhkufen, indem sie die Rollen an ihren Rollschuhen auf einer Linie  – englisch „in line“ – hintereinander angeordneten. Das nannten sie „Rollerblades“ und gründeten die gleichnamige Firma, deren Name ebenfalls auf die Schlittschuhe anpielt und noch über ein Jahrzehnt brauchte, ehe er sich weltweit durchsetzte. Der Kunstname erinnert auch an Roller Coaster, also Achterbahn, aber auch an düstere Science-Fiction-Streifen wie Rollerball und Bladerunner. Wer sich die Inline-Skates anschnallt, wird zum gefährlichen Zukunftsmonster.

Obwohl Rollerblades – heute eine Marke unter vielen – schon zu jenen Amerikanismen zählt, für die man sich die Eindeutschung lieber gleich sparte, hat man auch hierzulande begriffen, worum es ging: den Kick der Geschwindigkeit und den schwungvollen Gebrauch der Ellenbogen. Sportlich gesehen liegt im Wechsel von rasenden Geradeausfahrten und extremen Schräglagen ein ganz besonderer Reiz. Inlineskaters sind, wie bei Sportmoden aus USA üblich, natürlich eine Frage des Trends. Doch der scheint noch lange nicht überholt zu sein. Zahlreiche Hersteller bieten ein zunehmend unübersichtlich gewordenes Sortiment von Spezialschuhen, Kleidung und Zubehör. Dabei macht die permanente technische Weiterentwicklung das Asphaltskaten auch für Otto Normalsportler interessant. Obwohl die Schuhkreationen immer futuristischer aussehen, sind sie mittlerweile familientauglich. Können Mutti und Vati dabei doch beweisen, dass sie für die Fun-Gesellschaft noch fit sind .. bp

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