Das ist wie Moped- oder Autofahren. Die naive Freude an dieser „kleinen Fabrik“ – eine der ersten für breitere Schichten erschwinglichen Elektromaschine – mag auch an ihren Minimalmaßen gelegen haben. Was zur Folge hat, dass man den wie beim Grand Prix aufheulenden Motor unmittelbar in der Hand hält, also seine Vibrationen spürt. Nicht der einzige Lustgewinn ..Ich habe diese wohlgeformte Pop-Schönheit für ein paar Euro auf dem Flohmarkt erstanden. Was gehtüber frsch gemahlenen Bohnenkaffee. Weil man sie mit einer Hand bedienen kann, ist sie auch eine Pionierin der Daumenkultur ..

Grell: Es gab die KSM 1/11 in Gelb, Grün, Orange, Rot, Weiß und Silberschwarz. Das nannte man damals“Schockfarben“.
Entworfen hat diesen kleinen, raffinierten Körper der Designer Reinhold Weiss, ein Absolvent der Hochschule für Gestaltung in Ulm, der Anfang der Anfang der 60er Jahre zu Braun kam, heute in Chicago wohnt und mich ab und zu mal besucht. Weil ich das Standardwerk über Braun geschrieben habe ..
In meinem Buch Braun. 50 Jahre Produktinnovationen (Köln 2005, engl. 2009) habe ich das Maschinchen porträtiert. Dort ist auf Seite 382 zu lesen: Kaffeemühlen gehörten, wie Fleischwolf oder Schneebesen, zur frühen mechanischen Ausstattung des Haushalts. Als Braun Mitte der 60er Jahre das Modell KSM 1/11 herausbrachte – eine Arbeit von Reinhold Weiß – war dieser Zylinder der bis dahin einfachste Körper, auf dem die Marke Braun stand. Auffälliges Merkmal dieses minimalistischen Monuments ist der einsame, punktfürmige Bedienungsknopf. Bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass das Gehäuse sich nach unten und oben leichr verjüngt. Dieser nahezu unmerkliche Verlauf macht den Gegenstand griffiger und nimmt ihm den banalen Charakter einer Röhre. Der nur leicht gewölbte Körper, der weit mehr wiegt als ein Pfund Kaffee, liegt gut in vier Fingern einer Hand und lässt sich dabei mit dem Daumen bedienen. bp