Die überflüssigsten Designbücher (I)

Das wird eine lange Liste .. Beginnen möchte ich mit dem Design Dictionary, ein fast 500 Seiten starkes Epos, das – inzwischen von allen Designbibliotheken angeschafft – mir 2008  ins Haus flatterte.

Ein Wälzer ohne erkennbaren Nutzwert. Was die Herausgeber (Michael Erlhoff und Tim Marshall) und der Verlag (Birkhäuser) mit dieser bilderfreien Bleiwüste bezweckt haben mögen, hat sich mir nicht erschlossen. Das theoretische Niveau ist über weite Strecken fragwürdig, der praktische Wert ebenso. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemmand dieses sperrige Nachschlagewerk wirklich braucht (Design!), außer vielleicht verzweifelte oder bösartige Designprofessoren, die ihre Studenten damit quälen. Das Buch steht somit in jener unguten akademischen Tradition, in der sich Abgehobenheit und Humorlosigkeit mit weitgehender Nutzlosigkeit verbinden. In einem Fach, das sich immer noch nach Anerkennung sehnt, wirkt sich das besonders verheerend aus. Auch 112 (!) Autoren und Autorinnen aus verschiedenen Ländern haben es nicht verhindert. Dass die Autoren nicht einfach unter den Artikeln stehen, sondern auf unnötig komplizierte Art im Anhang gesucht werden müssen, ist symptomatisch.

Dem Designbegriff an sich sind immerhin fast 6 Seiten gewidmet, ohne ihn auch nur ansatzweise historisch oder sprachkritisch zu hinterfragen. Die Artikel sind oft zu abstrakt, zu beliebig und einfach zu kurz (z.B. Design History auf schlappen 1 1/2 Seiten). Die außerordentliche Vorliebe für Design-Komposita (z.B. Design Awards, Design Planning oder Design Research wie auch andersrum, also z.B. Game Design, Gender Design oder Media Design) machen das Ganze nicht nur äußerst langweilig, sondern sind für mich auch ein weiteres Indiz für die fehlende zündende Idee, das fehlende Konzept und den fehlenden roten Faden. Die einzelnen Beiträge, schon für sich oft zweifelhaft, stehen trotz Querverweisen beziehungslos nebeneinander. Übrigens: Auf dem Umschlag steht ein „BIRD“, die peinlich-modische Abkürzung für „Board of International Research in Design“. Auch den brauchen wohl wenige. Mein Vorschlag: Die Gründung des „WEIRD“, des „Weltkongresses für die Erforschung der internationalen Rhetorik des Designs“ – um endlich den Ursachen der chronischen Designseichtigkeiten auf die Schliche zu kommen .. bp

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