In der letzten Wochendausagabe des Bonner Generalanzeigers (und sicher auch in vielen anderen deutschen Tageszeitungen) war auf Seite 11 in Form einer halbseitigen und halbseidenen Werbeanzeige nun folgende sensationelle Verlautbarung zu lesen: „TV-Star Heiner Lauterbach wird ‚Design-Botschafter‘!“ Na, das ist doch zur Abwechslung mal eine gute Nachricht und eine gute Tat (oder im Grunde sogar zwei gute Taten, nämlich eine vom Ernannten, immerhin „TV-Star“, und eine vom Ernennenden). Die Ernennungsurkunde wurde vom „Designmöbelspezialisten“ Who’s perfect ausgestellt, einer Firma, die sich als „Internetagentur“ bezeichnet und seit Jahren mit „traumhaft günstigen Preisen“ für Ware zweiter Wahl wirbt. Also: Es geht mal wieder um eierlegende Wollmilchsäue (teure Ware saubillig). Und darauf sind wir, das Volk der Schnäppchenjäger, eben nun mal sauscharf!
Das mit dem Ernennen geschah möglicherweise genau auf jenem, übrigens nicht gerade aufregenden Designsofa, auf dem Herr Lauterbach auf dem Foto sitzt, das der flächendeckenden Werbekampagne freundlicherweise beigefügt wurde. Also, wer von diesem Herrn im Zwirn nicht überzeugt ist, dem ist wohl gar nicht mehr zu helfen. Bleibt eine Frage: Wo steht die Botschaft? Na klar, doch sicher in der „Designhauptstadt“, wo die Botschaften immer sind. Die wurde auch gerade ernannt (und als Institution übrigens auch neu erfunden). Helsinki heißt sie. Gute Reise, Herr Lauterbach!
Bleibt noch ein Problem. Ein Botschafter braucht auch eine Standarte (für die schwarze Limousine), sorry, in diesem Fall natürlich eine Designstandarte. Da bietet sich doch nur der an, der für alle Notfälle (also auch für den Designnotfall, der hier zweifellos vorliegt) schon sowas entworfen hat. Das ist Otl Aicher (siehe oben), dessen Piktogramme extra für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München entworfen wurden und ganz bestimmt wegweisend waren.
Und dann muss natürlich noch geklärt werden, was das Ganze soll. Und diesem Punkt wird in der eingangs erwähnten Zeitungsanzeige auch keineswegs ausgewichen: „Warum haben Sie als Markenbotschafter Heiner Lauternach gewählt?“ wird da knallhart gefragt. Prompte Antwort: „Weil der perfekt zu uns passt.“ Klar, haben wir nicht alle unsere kleinen Fehlerchen ( sogar Sofas oder Bundespräsidenten). Who’s perfekt? Der werfe den ersten Designstein! bp