Das älteste Gewerbe der Welt

Die Story mit dem Feuer: Homo designicus, wie so oft total kreativ

Es handelt sich um eine Weltsensation! Es geht um den allerneuesten Fund, den ein internationales Forscherteam in Nordtanzania neulich in einer globalen Konferenzschaltung der überraschten Öffentlichkeit präsentierte und der das bisherige Menschenbild auf den Kopf stellen dürfte. Der Splitter eines Backenzahns, den die Archäologen, Biologen und Soziologen mit ihren Spezialgeräten aus dem Sand der Serengeti schabten, und aus dem sie in sechseinhalbjähriger Kleinarbeit Gen für Gen den dazugehörigen Restmenschen rekonstruierten, löst manches Rätsel. Es handelt sich um nicht mehr und nicht weniger als einen bisher unbekannten und deshalb völlig neuen Menschentypus, älter als alle vergleichbaren Funde seiner Art. Sie nennen ihn „homo designicus“.

Womit bewiesen wäre: Design ist das älteste Gewerbe der Welt. Darauf hätte man natürlich schon eher kommen können. Es ging auch bei unseren Vorfahren von Anbeginn um Gestaltung. Denn an was sich die ersten Menschen in der ostafrikanischen Steppe zu schaffen machten, ist nicht wirklich ein Geheimnis. Es ging um Zeugung und Erzeugung, das heißt bei letzterem um die Gestaltung von Dingen zur Verbesserung des Lebensstandards.

Die Story mit dem Feuer ist ein alter Hut. Klar ist außerdem, dass da so einiges rumlag: Zu den ersten Gebrauchsgegenständen und Werkzeugen gehörten staubige Stöcke und Steine. Es soll dann manchmal vorgekommen sein, dass eine prähistorische Dame (oder ein Herr) von einer Höhle in die andere wechselte, weil deren Besitzer (oder Besitzerin) Stöcke und Steine hatte, die weniger staubig oder schöner waren – oder einfach nur mehr davon. Daraus entstanden die Ehe, das Theater und letztlich auch der Kapitalismus, der wiederum die gehirnnukleare Katastrophe des modernen Industriedesigns unmittelbar auslöste. Aber wir wollen nicht vorgreifen. Fest steht: Es ging im Leben unserer frühesten, ja oft maßlos  unterschätzten Vorfahren von Anbeginn um Gestaltung, aber auch um die „Ästhetik des Brauchbaren“, die schon damals verteufelt verzwickt sein konnte. Design, um diesen kleinen vorwitzigen Wortschlingel werden wir wohl doch nicht in jedem Fall ganz herumkommen, war also, schon rein logisch betrachtet, tatsächlich ein Gewerbe der allerersten Stunde.

bp

Weitere, teilweise ergreifende Erkenntnisse zu diesem spannenden Themenkomplex werden demnächst auf formweh und in einem brandneuen Buch veröffentlicht. Titel: Und kann man darauf auch sitzen? Wie Design funktioniert (250 Seiten, etwa 50 Abbildungen). Das Werk kostet nicht mal 15 Euro.

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Eine Antwort zu Das älteste Gewerbe der Welt

  1. Demir sagt:

    Bin gerade eben durch Zufall auf die Seite gekommen. Gefaellt mir bis jetzt sehr.

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