Es hört einfach nicht auf. Wie schon vordem sind mir auch in den letzten Tagen wieder mal diverse sprachliche Wunderwerke über den Weg gelaufen. Da war zuerst dieser Astüberhang. Davon hatte ich wohl schon mal gehört. Es handelt sich um eine juristische Wortbildung, in der sich der Zustand ausdrückt, dass die Natur mal wieder partout nicht in unsere Gesetze passt, sozusagen widergesetzlich daraus herauswächst – und deshalb passend gemacht wird.
Wobei ganz nebenbei auch gleich noch deutlich wird, dass wir uns offenbar gar nicht so selten in einem Lichtraumprofil aufhalten. Was mir bislang ehrlich gesagt gar nicht klar war. Ach ja, der Astüberhang erinnert mich auch an meine Gartenlaube, die ich vorletztes Jahr konstruiert habe. Da hätte ich gern einen tollen Astüberhang. Aber die überrhängenden Äste wachsen in diesem Falle einfach nicht so schnell, wie ich es gerne hätte ..
Da waren aber noch mehr schöne Wortzusammensetzungen: Gut gefiel mir zum Beispiel die Selbstlebensbeschreibung. Das ist der Titel – immerhin 24 Buchstabenb lang (davon nur 7 Vokale) – der Autobiografie des Schriftstellers Jean Paul. Der Gute hat nicht nur 250. Geburtstag (weshalb an ihn erinnert wird), sondern war auch ein ausgesprochener Freund des Kompositums. Sein autobiografische Text steckt schon auf den ersten Seiten voller schöner, weitgehend unbekannt gebliebener Wortzusammensetzungen. Oder wer hätte je vom Ackerehrenpreis, Hühnerbißdarm, Preßbengel, Bonmot-Bonbon, Passatwitz, Wortnamenspiel oder von der Namenanspielung gehört?
Vor ein paar Tagen hörte ich „Erster Klasse“, ein Lustspiel von Ludwig Thoma, das in einem bayrischen Eisenbahnabteil spielt: darin befinden sich ein königlicher Ministerialrat aus München, ein Berliner Großmaul und zwei einheimische Bauern, die mit ihren geschäftlichen Tricks prahlen. Einer der beiden bezeichnet sich als Kuheutervergrößerer. Das hatte ich bisher auch noch nicht gehört, werde es mir aber merken ..
Ebenfalls im Rundfunk hörte ich aus aktuellem Anlass (Papst Franziskus!) dann noch die Lebensgeschichte des Originalheiligen Franz von Assissi, Wie man schon geahnt hatte, war der ein ziemlich abgedrehter, antibürgerlicher Typ. Sein Mönchsorden nannte sich Minderbrüder, wie auch die Minderschwestern des verwandten Nonnenordens der Klarissen. Schöne Begriffe, finde ich, die ich in ihrer vollen Bedeutung aber leider nicht wirklich verstanden habe. Obwohl sie vom Kollegen Rüdiger Achenbach doch so trefflich erklärt wurden. Soviel ist aber klar: Wortreichtum und Wortklauberei haben in der Kirchengeschichte immer eine entscheidende Rolle gespielt ..
Ja, und dann steht da heute morgen noch so ein Lastwagen mit der Aufschrift Entsorgungsarbeiten auf dem Schulhof rum. Und ich denke mir, ob ich den nicht auch mal bestellen soll. Entsorgungsarbeiten. Die eine oder andere Sorge hätte ich schon .. bp